Kinderbuch-Autoren haben Sorge vor Rechtsextremismus

Kinderbuch-Autoren haben Sorge vor Rechtsextremismus

 

Hamburg 31.1.2024 (epd). Kinderbuch-Autoren und -Autorinnen haben sich besorgt gezeigt wegen des zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland. „Für meine Generation war das, was zwischen 1933 und 1945 in Deutschland geschehen war, unvorstellbar; und dass es durch Menschen wie unsere Lehrer und unsere Eltern hatte passieren können, war unerträglich“, schreibt die Kinderbuchautorin Kirsten Boie in der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag) in einem Gastbeitrag. Geschichte würde sich zwar nie haargenau wiederholen, „aber wir sollten sehr, sehr vorsichtig sein“, mahnt sie.

Die Fantasy-Autorin Cornelia Funke schreibt, sie habe geglaubt, dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für sehr lange Zeit immun gegenüber faschistischen Versprechen sein würde: „Das muss doch ein mächtiger Impfstoff sein, der jedes rechte Virus sofort abtötet.“ Angesichts der aktuellen politischen Lage frage sie selbstkritisch, ob sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die falschen Geschichten erzählt haben: „Haben wir zu selten von Helden erzählt, die eine andere Sprache sprechen, anders aussehen, andere Dinge glauben als wir?“

Der Illustrator Axel Scheffler, der seit mehr als 30 Jahren in Großbritannien lebt, hat das Erstarken von Rechtsextremisten in Deutschland nach eigenen Angaben nicht für möglich gehalten. Es sei tröstlich, dass die Menschen für die Demokratie auf die Straße gingen, dennoch fühle er sich hilflos. „Aber um Kinderbücher zu machen, muss man sich ein wenig Hoffnung erhalten“, schreibt Scheffler. Mit seiner Arbeit versuche er die Welt ein bisschen besser zu machen: „Am besten fängt man doch bei den Kleinen an!“

„Sams“-Erfinder Paul Maar schreibt: „Wenn man, wie ich, als Kind einen Krieg miterlebt und miterlitten hat, reagiert man viel emotionaler auf alle derzeit stattfindenden Kriege, sei es in der Ukraine, sei es im Nahen Osten, und auf die stärker werdenden rechten Kräfte, deren Programme sich immer offener denen angleichen, die in Zeiten des sogenannten Dritten Reichs galten.“ Maar habe als Kind regelmäßig nachts vor den Bomben in einen Schutzkeller fliehen müssen. Geholfen hätten ihm Bücher, in die er sich lesend flüchten konnte. „Vielleicht habe ich mir meine uneingestandene Angst vor der Wiederkehr der Gespenster meiner Kindheit von der Seele geschüttelt, indem ich nicht nachließ, Bücher für Kinder zu schreiben.“