Der Literaturtipp im September

Wilde Blätter

Marie Dorléans (Text & Illustration)

Aus dem Französischen von Andreas Illmann

Schaltzeit Verlag (Berlin) 2024

Worum geht’s:

Familie Picobello liebt die Natur, vorausgesetzt sie ist geordnet und zurechtgestutzt. Herr Picobello misst nach, Frau Picobello gleicht mit dem Farbfächer die Grüntöne der geschnittenen Hecken ab. Der Gärtner Florian Bluhm befolgt ihre Anweisungen bis aufs Blatt genau. Doch eines Tages hat er genug vom Beschneiden, Einkürzen, Abzirkeln, reißt sich die Schürze vom Leib und geht mit den Worten: „Lieber Garten, ich lasse dich nun wachsen! Entfalte dich, blühe in Hülle und Fülle!“

Und schon auf der nächsten Seite geht es los. War das Buch bisher überwiegend in Schwarz-Weiß kariert und in gerade Linien gehalten, explodieren mit dem wilden Wachsen der Pflanzen auch die Farben. Bunte Blumen und Gräser überwuchern den Garten, dringen ins Haus und scheinen aus dem Buch fröhlich hinauszudrängen. Vögel erobern die Räume. Die Farben erzählen die Geschichte der lustvollen und kreativen Befreiung

Überrumpelt versuchen die Picobellos das wilde Wachsen erst noch mit ihren Scheren zu bändigen, doch dann lassen sie sich verzaubern von der überbordenden Natur und verbringen einen geheimnisvollen und ausgelassenen Sommer: „Auf ins Abenteuer!“

Einsatz in der Leseförderung:

Themen: Natur, Loslassen, Garten, Wildnis, Familie, Freiheit, Anarchie, Kreativität Anarchie

Marie Dorléans sagt in einem Interview zum Erscheinen ihres Buches, dass sie es mag, wenn die Farben selbst die Erzählung begleiten. So markieren die Farben hier die Befreiung der Fantasie von der Kontrolle. Der Kontrast zwischen Schwarz-Weiß-Grün in strengen Linien auf der einen Seite und den überbordenden Farben auf der anderen bildet das Zentrum der Geschichte. Hier lässt sich auch die kreativen Umsetzung anschließen. Zum Beispiel könnte man die Geschichte bis zur Kündigung des Gärtners vorlesen. Was wird jetzt passieren? Ein Gespräch schließt sich an, begleitet von Bildern von geordneten Gartenlandschaften und von Wildnis (zur Inspiration). Im Anschluss erhalten die Kinder die erste große Doppelseite, welche die Familie in ihrem abgezirkeltem Garten zeigt, als Schwarz-Weiß-Kopie. Die Kinder lassen die Pflanzen mit Buntstiften als auch mit Collagen aus Naturzeitschriften wachsen und den Vorgarten zur Wildnis werden.

Katja Eder

https://www.schaltzeitverlag.de/kinderb%C3%BCcher/wilde-bl%C3%A4tter/

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TIPP: Die Autorin Marie Dorléans kommt dieses Jahr zum Literaturfestival nach Berlin!